500.000 Km im Peugeot - Abschied auf Raten...

Ihr habt Probleme mit anderen Marken? Oder mit Sachen, die nicht euren Löwen betreffen? Dann ist das genau die richtige Schublade für euch.
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bjoern406stdt
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500.000 Km im Peugeot - Abschied auf Raten...

Beitrag von bjoern406stdt » Do 25.12.14 18:14

Moinsen!

Der eine oder andere hier Forum kennt mich vielleicht noch, inzwischen habe ich in 18 Jahren ca. 500.000 Km in Peugeots zurückgelegt. Die Peugeot-Macke fing im Januar 1998 mit einem 87er Peugeot 309 GTi von Gutmann an, den ich mir während meiner Ausbildung durch nächtliches Pallettenpacken in einer Spedition ermöglicht hatte. Danach folgten zwei 205er XRD, ein Peugeot 605 SV24, ein Peugeot 106 Palm Beach(?), ein Peugeot 406 und schließlich ein Peugeot 407. Letzteren habe ich nun verkauft, nachdem das Abgassystem seit fast 100.000 Km immer wieder Probleme machte. Ich habe dieses Fahrzeug wirklich gemocht, das Design finde ich immer noch einzigartig und erstklassig. Es hebt sich ab. Dazu hat es mir in den schwersten Stunden meines Lebens treue Dienste geleistet und ist auch noch nach zwei Wochen Stillstand bei <-10° C spontan angesprungen!

Aus meinen Erfahrungen ergibt sich ein sehr diffuses Bild, was die Fahrzeug- und Motorenqualität der Autos angeht. Der 406 STDT war aus heutiger Sicht das zuverlässigste Auto mit dem kürzesten Werkstattaufenthalten. Wäre mir kein LKW über den Kotflügel gefahren, würde ich den 406er bestimmt heute noch fahren. Der Nachfolger, 407 HDI 136, war eine absolute Möhre - der Motor lief immer, das Getriebe war auch immer top! Der Verbrauch moderat - aber alles andere ging kaputt und machte dermaßen Probleme, dass wir uns letztlich gegen das Fahrzeug entscheiden mussten: Fast 10.000 EUR an Werkstatt- und Ersatzteilkosten in 5,5 Jahren! Kupplung rutschte bei Vollgas (Clemens Kennfeldoptimierung), trat auch mit neuer Kupplung und veränderter Druckplatte auf, wiederholt festsitzende Handbremse und damit einhergehender Verschleiß der hinteren Bremsanlage, obwohl mehrfach in der Werkstatt repariert, Elektropumpe der Servolenkung defekt, Fensterheber defekt, Heckscheibenwischer defekt, festgegammelte und immer wieder mit WD40 behandelte Tankdeckelverriegelung, Zweimassenschwungrad defekt, Glühlampenfederkontakte der Kennzeichenbeleuchtung "wegkorrodiert", Fenster der Heckklappe defekt, Kofferraumöffnung defekt, ZV-Stellmotor beifahrerseitig defekt, Klimaanlage "nur" beifahrerseitig defekt, Ausrücklager defekt, Hydrostößel klappern, Scheibenwischer-LUNs defekt, Motorlager des Innenraumlüfters ausgeschlagen, Panoramadach ausgehakt, Außenspiegelmechanik der Beifahrerseite defekt, Heckklappe nach 5 Jahren stark angerostet -> mit 50%iger Kulanz von Peugeot neu lackiert und 2 Jahre später wieder verrostet, dann Türschloss auf Fahrerseite defekt, ABS-Sensoren mehrfach defekt, Aluminiumabdeckungen der hinteren Türen ständig lose, gleiches gilt für die außenliegenden Fensterleisten... ich habe bestimmt viel vergessen. :augenroll:
Und das alles bei einem Auto mit lediglich 300.000 Km Laufleistung im Alter von nicht einmal 10 Jahren. Ich habe den Wagen immer sehr pfleglich behandelt, warm- und kaltgefahren und bei regelmäßigen Wartungsintervallen einen proaktiven Austausch der Teile vornehmen lassen, die einfach zu erreichen waren.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Es wundert mich wirklich, dass es Peugeot immer noch gibt. Wenn eine Firma solche Autos wie meinen 407er aus der Produktionshalle fahren lässt, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Dazu leidet dann auch noch die eigene Reputation, weil man sich ständig vor anderen Menschen, Freunden und der Familie rechtfertigen muss, warum man die nächste kostspielige Reparatur eigentlich noch durchführen lässt. Und das, obwohl man bildungsmäßig vermeintlich selber in der Lage ist, den Sachverhalt richtig einzuschätzen und hofft, es sei für lange Zeit nun aber auch wirklich die letzte fällige Reparatur, die nun anstünde. Ich bekomme beim Gedanken an die ganze Kohle, die ich in die Möhre gesteckt habe, wirklich Rachegelüste an Peugeot. Diese Karre war eine Verarschung seines Käufers und ich habe mehr als einmal Glück mit den Werkstätten gehabt, die sich überdurchschnittlich intensiv um das Fahrzeug bemüht haben, weil das Geld auch nie eine Rolle gespielt hat. Ein Arbeitskollege fährt den 3008er, der ist wohl ähnlich katastrophal und fällt zeitlich in die selbe Ära des Sparens um jeden Preis im Hause Peugeot.

Wir haben noch einen 2003er 206 SW S16 vor der Tür, den meine Frau als Einkaufswagen und Mama-Taxi (wir wohnen "auf'm Dorf") für unsere beiden Kinder nutzt. Ich bleibe Euch also, zumindest teilweise, noch eine Weile erhalten. Vielleicht bietet Peugeot zum End-of-LifeCycle unseres 206ers ein äquivalentes Gefährt an, das ähnlich zuverlässig ist. Naja, das Getriebe zickt auch schon und der 5. Gang fliegt immer raus, aber da wurde schon alles probiert und die Schaltgabel bereits getauscht.

Ganz im Gegensatz dazu wünsche ich Euch ein Frohes Fest, einen Guten Rutsch und viele Grüße
Björn

Miket
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Re: 500.000 Km im Peugeot - Abschied auf Raten...

Beitrag von Miket » Do 25.12.14 21:38

Oha, die Liste klingt schon heftig und die Konsequenz ist daher auch absolut nachvollziehbar.

Ich pflege und hege unseren 2000er 406 Break nach Kräften und die letzten 200.000 km dankt er es mir mir mit einer Zuverlässigkeit, von der einige Kollegen aus dem Audi Lager nur träumen können. Das Amüsement über fortlaufende Reparaturkosten geht bei uns also erfreulicherweise eher in die andere Richtung und inzwischen wundert sich dort kaum noch jemand darüber, wenn ich die HU wieder mal ohne Mängel erledigt habe. Reine Routine... :lach:

Dennoch mache ich mir natürlich zuweilen Gedanken darüber, was wäre wenn... Aufgrund der guten Peugeot-Erfahrungen (ich hatte vor 20 Jahren auch schon einmal einen 205) wäre ein 407 da natürlich eine Option - zumal mir die Optik als Break und die i.d.R. üppige Ausstattung auch sehr zusagt.
Allerdings machen mir solche Horrorerfahrungen, wie von Dir beschrieben, da natürlich heftige Bauchschmerzen.... Klar, die zufriedenen 407-Besitzer werden ihre Erfahrungen weit weniger publizieren, als diejenigen, die irgendwann einfach ihren Frust ablassen müssen (ginge mir übrigens nicht anders), aber es fällt schon auf, dass es da offenbar eine auffällige Häufung von Negativ-Erfahrungen gibt.

Aber warum existieren solche eklatanten Unterschiede zwischen dem 406 (von dem man - entsprechende Pflege einmal voraus gesetzt - überwiegend nur Gutes hört) und dem 407? Ich kann es mir eigentlich nur so erklären, dass der 406 noch ein Kind der frühen 90er ist, in denen der Materialeinsatz - im Sinne des Herstellers - eben noch nicht so optimiert war, wie es später möglicherweise beim 407 der Fall war, als die Controller langsam das Ruder von den Konstrukteuren übernahmen. Als Beispiel seien da nur die Traggelenke an der VA genannt, die bei den 407 bis 2008 (vor der Modellpflege) angeblich schon bei 80.000 km fertig waren.
Der 406 war im Vergleich offenbar einfach mehr aus dem Vollen geschnitzt.

Hinzu kommt, dass die Technik und Ausstattung natürlich immer komplexer wurde. Mußte sie bei Peugeot aber wohl auch, weil man damit im Preis/Leistungsverhältnis im Vergleich zu Konkurrenten ordentlich punkten konnte. Im Rückblick punktet der 406 dagegen wohl unter dem Motto "was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen".

Vielleicht war der 407 aber einfach auch nur seiner Zeit voraus und voll auf die Generation Leasing ausgelegt. Autos sollen heute nicht mehr 20 Jahre und 400.000 km gefahren werden! Wo kommen wir denn da - volkswirtschaftlich gesehen - hin? :) Wenn ich die Probleme an den recht jungen Audis meiner Kollegen und den akt. Trend zum Motoren-Downsizing sehe, inzwischen offenbar ein nicht ganz unübliches Geschäftsmodell...

Offenbar bleibt mir da nichts anderes übrig, als unseren 406 weiter in Ehren zu halten und zu hoffen, dass mir auch künftig kein LKW zu nahe kommt... :cool: Nur noch 16 Jahre bis zum Oldtimer-Kennzeichen... :D
Gruß aus Westfalen!
Michael

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Re: 500.000 Km im Peugeot - Abschied auf Raten...

Beitrag von andreasxsi » Mi 31.12.14 20:25

Klingt schlimm und verständlich.
Aber andere Hersteller kochen auch nur mit Wasser.

Arbeitsbedingt sehe ich viel Mercedes, Audi, VW, Skoda und andere Autos.
Bei den drei Erstgenannten graust es einem wirklich schon wenn man von einem zwei Jahre alten Neuwagen die Reperaturhistorie öffnet, oder nach einem Jahr festellt dass bei angeblichen Nobelmarken der Tank rostet, oder die Tür mittig von innen nach außen. Von ewiglangen Reperaturhistorien bei Fahrzeugen die so viel kosten wie ein kleines Haus ganz zu schweigen.
Generell sind die heutigen Fahrzeuge mit Vorsicht zu genießen.
Solch solide Autos wie in den Neunzigern gibt es schlichtweg nicht mehr.
Dank Downsizing, Leistungswahn ab Werk, immer mehr Elektronik an Bord und Sparmaßnahmen seitens der Hersteller werden die Fahrzeuge kaum noch das H-Kennzeichen erreichen oder die 300tkm-Marke.
Sogar unser Hund ist gechippt!
Bringt aber nix, säuft genausoviel wie vorher und schneller is er auch nicht geworden...

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