2ter 'Gang hakt 106er Bj.2000

Die wohl interessanteste Kategorie. Ihr habt Probleme mit Eurem Peugeot? Die Werkstatt weiss mal wieder nicht weiter? Das Handbuch gibt auch nichts mehr her? Na dann, stellt Eure Frage hier rein.
Benutzeravatar
mariob
Spätzünder
Beiträge: 1655
Registriert: Mi 12.10.05 23:54
Postleitzahl: 13059
Land: Deutschland
Wohnort: Berlin

Re: 2ter 'Gang hakt 106er Bj.2000

Beitrag von mariob » Di 24.09.13 21:54

Hi,

der Geschichte nach deutet das eher nicht auf zu viel Gewalt am Schalthebel - aber die Sympthome passen halt eindeutig.

Ich versuche mich mal stichpunktartig an einem "vernünftigen" Schaltvorgang - sonst wird das eh länger als irgendwer lesen mag. Wer das nachmachen will, probiert es möglichst an einem nicht mehr ganz taufrischen Getriebe aus und übt erstmal bei niedrigen Drehzahlen und mit nicht ganz digitalem Kupplungsfuß. (die Übungsphase ist nicht gut für Motorlager, Antriebswellen und die lustigen Federn in der Kupplung)

...und ja - einen leichten Knacks in Richtung Motorsport muss man haben, um in <1s 2x zu kuppeln, 2 Bewegungen am Schalthebel durchzuführen, das Gas loszulassen und wieder aufzumachen und für den kompletten Ablauf das korrekte Timing zu finden...

-Hochschalten:
-Hand an den Schalthebel legen, ganz leicht in Richtung Leerlauf drücken (nur vorbelasten, nicht seitlich drücken, der Hebel springt alleine dahin, wo er gebraucht wird)
-bis zur gewünschten Schaltdrehzahl drehen lassen
-Gas loslassen, der Gang springt durch den Lastwechsel raus - wer mag kann das durch ein kurzes Antippen der Kupplung unterstützen
-Kupplung wieder loslassen - die Antriebswelle des Getriebes wiegt einige kg und hat ein erhebliches Trägheitsmoment - wir benutzen jetzt den Motor, um die Welle zu "bremsen"
-"warten" bis die Drehzahl passt:
-das ist Übungssache und die Zeit wird zu den oberen Gängen hin kürzer (weil die Stufung des Getriebes enger wird)
-grobe Richtwerte für ein normales MA-Getriebe mit enger Stufung aus den Datalogs: 0,7-1s bei 6500, 0,8-1,2s für 8000, 1,2-1,5s für 8700 (lässt sich über das Zündkennfeld etwas senken, indem man künstlich das Bremsmoment erhöht, eine leichte Schwungscheibe hilft ebenfalls)
-während der Wartezeit schonmal Schalthebel in die gewünschte seitliche Position bringen, so notwendig (die Griffe hat euch der Fahrlehrer hoffentlich beigebracht? die sind für jeden Gang unterschiedlich!)
-Kupplung treten (nicht zwangsweise bis zum Bodenblech, aber weit genug, daß sie sicher trennt)
-Gang einrücken, das geht wenn die Drehzahl passt fast ohne Kraft am Schalthebel (und schont genau deswegen die Synchronringe - die Drehzahldifferenz wurde vorher schon ausgeglichen)
-Kupplung wieder loslassen und dabei wieder aufs Gas

Runterschalten:
-eigentlich genauso, nur wird jetzt während der Wartezeit die Drehzahl mit einem Gasstoß erhöht
-der Gasstoß wirft mehr oder weniger durch den Lastwechsel den Gang raus (das Vorbelasten ist beim Runterschalten nicht ganz so wichtig - dazu später mehr)
-wer das dann drauf hat, kann beim 2. Loslassen der Kupplung noch einen kurzen Gasstoß geben - 2 kleine Stöße lassen sich oft besser dosieren als ein Großer
-blöd beim 106: kein stehendes Gaspedal, also entweder kurz Bremse lösen oder wilde Fußakrobatik (oder ein Zupfgas am Schalthebel?)

Warum Schalthebel vorbelasten:
-so lange der Gang drin ist und der Antriebsstrang unter Last steht (vor dem Hochschalten Zug-, vor dem Runterschalten Schiebebetrieb), blockiert das übertragene Drehmoment eine seitliche Bewegung der jeweiligen Schaltklaue (wenn er korrekt beschliffen ist, bekommt man einen Gang unter Last kaum raus)
-beim Lastwechsel haben die "kraftübertragenden Einrichtungen" (gut: Dogring, schräg hinterschliffene Klauen, schlecht: gerade Klauen, ganz schlecht aber leider auch zu finden: falschrum gepresste Klauen oder Löcher in den Zahnrädern, hier drückt das Drehmoment den Gang raus!) Spiel und der Gang hopst raus - das lässt sich wahlweise über Gas auf/zu oder ein Antippen der Kupplung erreichen
-gerade beim Motorrad ist das vorbelasten vor dem Hochschalten ganz wichtig, damit der eigentliche Schaltvorgang im richtigen Moment stattfindet - hier ist eine Feder an der Schaltwalze, die einen einmal eingeleiteten Schaltvorgang mehr oder weniger mit Gewalt vollendet - das ist bitter notwendig, weil bei modernen Crashbox-Getrieben (also so ziemlich alle Japaner ab etwa 75) für einen gaaaanz kurzen Moment zwei Gänge gleichzeitig drin sind (böse gefährlich, wenn das wirklich mal passiert - da steht das Hinterrad - aber sonst wären die hohen Drehzahlen sinnfrei, weil man nur noch auf das Getriebe wartet)

Wer ein demontiertes Getriebe in der Nähe hat, kann das mal in Zeitlupe auf der Werkbank ausprobieren und wundert sich dabei vermutlich, daß das überhaupt so schnell funktioniert!

Gruß, Mario
106 Sergio Taccini, 1124cm³, MS2/Extra 3.3.x, 150000km, Bild E85
Jet Force 125 EFI, 125cm³, Bild E85
106 Rallye, 1294cm³, 225000km, Bild

Kaeassa
Radarfallenwinker
Beiträge: 29
Registriert: Mo 24.06.13 18:32
Postleitzahl: 10179
Land: Deutschland

Re: 2ter 'Gang hakt 106er Bj.2000

Beitrag von Kaeassa » Do 26.09.13 14:27

probier einfach mal nicht so brutal odre schnell sondern sachte in den 2ten zu schalten. :D
Die Leute sagen immer, Die Zeiten werden schlimmer! Die Zeiten bleiben immer, Die Menschen werden schlimmer.

Antworten