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von obelix » So 07.01.07 13:20
moinsen...
gestern war ich mal eben kurz in nürnberg.
da hab'sch mir einen multi angeschaut.
der war für 800 euronen ausgeschrieben, und ich dachte - was soll's, anguggn kann man ihn ja.
also rote nummern ausgeliehen, informatix als chauffeur engagiert und ab dafür.
das hab ich vorgefunden:
ein multi bj. 1994, dieselmaschine.
aufbau von durisotti
ist 4 mal innerhalb eines familienunternehmens umgemeldet worden und danach an eine private 5.besitzerin verkauft worden.
rest-tüv bis märz, au-bescheinigung nicht auffindbar.
soweit der papierkrieg.
das auto:
ehemals weiss, wurde auf waldmeistergrün umgelackt.
allerdings eher stümperhaft.
innenseiten der türen und heckklappe mit dem pinsel gestrichen (ohne anschleifen und grundieren), der lack aussen lässt aufgrund der nicht vorhandenen haltbarkeit ebenfalls auf fehlenden haftvermittler schliessen.-)
gummileisten in den seitensicken wurden "grossräumig" abgeklebt, an den kanten ist überall das weiss durchgekommen.
beide vorderen kotis wurden mal ersetzt, die rammschutzleistenstücke glänzten duch abwesenheit.
eine abdichtung der kotis ist wohl aus faulheit entfallen, unter den befestigungskanten isses braun und bröselig.
auch auf den blechflächen der kotis pickelt es beidseits.
der aufbau ist an beiden seiten am schweller locker, das wasser kann also ungehindert eintreten.
die vernietung des aufbaus am heckabschluss um die rückleuchten ist bis zur halben höhe unterrostet. das schlossblech und heckblech ist recht angegammelt.
die verklebung des aufbaus ist an den b-säulen heftig marode, überall drücken risse durch. (das ist bei den multis leider ein standard-problem)
alle anderen sichtbaren stellen sind ebenfalls rissig.
die heckscheibe wurde zu 2/3 von links nach rechts abgetönt, die folie ist augenscheinlich mit der schere grob zugeschnitten worden und mal eben reingeworfen worden.
der schlosssatz besteht aus einem fahrertürschloss von citroen, die beifahrertüre und heckklappe sind mit originalschlüssel bedienbar und der tankdeckel hat wohl aus "sicherheitsgründen" (*GG*) einen eigenen schlüssel.
die fahrertüre fällt beim öffnen um ca. 7 mm nach unten. die antenne wurde duch eine äusserst hässliche universalantenne mit rundem fuss ersetzt - allerdings nur grob angeschraubt und das kabel nur im inneraum an der fenster-oberkante lose reingeworfen und hinter den sonnenblenden reingelegt.
kombi-instrument ist kaputt, die scheibe eingedrückt.
waschwasserpumpe gibt keinen mucks von sich.
der innenraum ist derart verkeimt, dass ich nur mit mehreren decken reinsitzen würde, besser wäre wohl ein ganzkörperkondom aus dem abc-schutzbereich.
auf der ladefläche wurde ein pvc-boden aus dem baumarkt mit einem recht ekligen kleber reingeklebt. darunter liegen alle möglichen getreidesorten und anderer unrat.
die abtrennung hinter den sitzen ist zwar drin, dafür fehlen auf beiden seiten die verankerungen an den seitenwänden (ausgerissen)
unterm dach klemmt ne nebelleuchte für geländewagen (also ne grosse) von atu als laderaumlicht, auf 2/3 höhe wurde ein regal über die komplette breite und länge auf aluwinkeln reingespaxt. so richtig rustikal aus unbehandelten dachlatten.
die sitze sind nicht am ende, die sind... naja. der beifahrersitz lässt die originale farbe nur noch erahnen, domnierend sind alle möglichen flecken in den unterschiedlichsten farben -keine ahnung was das für flecken sind - und eigentlich wollte ich das auch gar nicht wissen.
die blende der ä-säule rechts glänzte durch abwesenheit.
der dachhimmel ist verkratzt und fleckig.
die unterdach-konsole sieht sehr ramponiert aus.
die hinterachse wird demnächst fällig, negativer sturz rechts ist schon merkbar.
überall in den schürzen und kotflügelecken ist kiloweise mutterboden verteilt, der motorraum ist mit einer beinahe durchgängigen schmutzschicht bedeckt (incl. motor).
es lässt auf intensive nutzung auf ner baustelle oder einem landwirtschaftlichen betrieb schliessen.
der fussboden innen sieht entsprechend aus, das armaturenbrett sollte auch bei gelegenheit mal mit dem hd-reiniger entkeimt werden.
der unterboden sieht soweit ganz brauchbar aus, eine genaue inspektion war aufgrund der widrigen platzverhältnisse und des regens nicht möglich. würde den zustand als durchschnittlich einstufen (so auf den ersten groben blick)
beide scheinwerfer sind unbrauchbar, innen leicht grünlich:-)
blinker sind beide für die tonne, gläser defekt und blind.
die stosstangen sind beide mehrfach verkratzt/beschädigt, die vordere hängt schief.
die frontmaske blüht an allen überlappungen braun und auch weiter auf die längsträger und stehbleche ist die braune pest schon vorgedrungen.
der motor spang an und lief relativ sauber, allerdings ist der zylinderkopf massiv schwarz verkrustet und an der hinterseite und im bereich über den getriebeseitigen düsen nass -zkd dürfte im sack sein, ventildeckeldichtung auf jeden fall.
bremsen durch die lange standzeit auch sehr rostig und ruppelig. probefahrt war nur auf ca. 30 metern machbar (hatte keinen bock auf die strasse zu fahren mit der möhre).
handbremse hat nen ungefähr 3 meter langen leerweg:-)
lenkung hat erstanlicherweise kein oder nur sehr wenig spiel und läuft ordentlich.
das getriebe schaltet sich ordentlich und ist nicht laut, auch die kupplung scheint soweit i.o zu sein.
fazit:
das ding taugt nur als objekt einer komplett-restauration oder teileträger.
wer den kauft muss einen seehr langen geduldsfaden haben und viel zeit mitbringen.
das einzige positive ist, dass die heckklappe in ordnung ist und der aufbau recht ordentlich im zustand ist. das allerdings ist nur relativ zu sehen, denn durch die unterrostungen wird es zwangsläufig zu beschädigungen kommen, wenn man die rostnester instandsetzen will.
wer also viel zeit hat und leicht masochistisch veranlagt ist sollte hier zugreifen:-)))
alle andern: lasst die finger davon!
gruss
obelix